Am Lagerfeuer in einer lauen aranischen Sommernacht lässt sich Amuadh auf eine Erzählung ein.
"Ich sehe, ihr lauscht gebannt meinen Worten, so will ich euch denn forterzählen, was uns damals in Fasar geschah. Wie Linkes schon verkündete, traf an jenem Morgen ein Brief ein, welcher uns gehörig wachrüttelte! Die Nachricht enthielt keine Worte, nein, nur ein paar... ganz kleine... Horuschenkerne! Nun werdet ihr fragen: was hat es denn damit auf sich? Und dazu muss ich euch sagen, dass in jenen Tagen ein fürchterlicher Mörder sein Unwesen trieb in Fasar, einer von solcher Boshaftigkeit, dass er seine wohlgewählten Opfer zuvor mit einem solchen Brief beschied, auf dass sie die letzten Tage ihres Lebens in schrecklicher Angst verbringen sollten! Ihr könnt euch denken, wie sehr Cem zusammenfuhr, an jenen der Brief gerichtet war...
Ich dachte mir: nun, das ist wohl die gerechte Strafe, jene ER ihnen zukommen lässt, da sie ihrer Goldgier nachgaben in jener Räuberei, in der sie sich wie dumme Kinder mit den dunklen Mächten dieser Stadt anlegten. Cem plapperte wild drauf los und jammerte nur, dass ihn doch niemand böses wollten könnte, während Tolitos teilnahmlos schwieg. Er sah so aus, als interessiere ihn die Sache nur soweit, dass ja nicht er es war, der den Brief erhalten hatte.
Ich konnte mich jedoch nicht so leicht aus der Verantwortung ziehen. Cem mochte ein Wirrkopf sein, aber er ist ein treuer Wirrkopf und solange er nicht in die Fänge von jemanden wie diesem Eric fiel, war er auch ein guter Mensch. Mein Verstand arbeitete. Es erschien mir unglaubwürdig, dass jene Unterwelt, die mit dem Geldboten in Verbindung stand, den Horuschenkernmörder auf Cem gehetzt hatte. Denn warum dann nur Cem?
So ging ich mit ihm die letzten Tage durch, doch er hatte niemanden beleidigt, getreten oder geärgert. Nur eine Sache war sehr, sehr merkwürdig! Da war ein Mann gewesen, in schwarzer Kutte, und er hatte Cem berührt am Kopf, worauf er in Ohnmacht fiel. Dies war ganz klar die Sprache der Magie! Den skrupellosen Abgängern der Akademie der Geistigen Kraft war alles zuzutrauen... allerdings auch ein einfacher Streich. So kamen wir nicht weiter. In den folgenden Tagen hatte ich jedoch - wann immer möglich - ein wachsames Auge auf den guten Cem. Schließlich sollte sich alles in dramatischer Weise aufklären. Aber dazu später!
Zumindest hielt dieser windige Streuner namens Eric sein Wort. Nur wenige Zeit später kam er mit einer Nachricht, dass ein prächtiger Ball in der geschlossen Himmelsstadt zu Ehren eines reichen Kaufmanns gegeben würde, und dass man Jasmina, die RAStullah-verfluchte Schlange!, dort gesehen hatte. Ein rasendes Bedürfnis nach Rache dafür, dass sie mich gedemütigt und mir einen meiner wertvollsten Besitztümer abgenommen hatte, stieg in mir auf. Kaltblütig schmiedeten wir einen tollkühnen Plan: Cem, welcher der beste Schauspieler von uns allen war, sollte einen reichen Emir spielen, der - aus einer fernen Oase angereist -, unsere Eintrittskarte war für den exklusiven Ball. Ich mimte selbstredent seinen Leibmagier, Tolitos den Hauptmann seiner Garde.
Obwohl es mir nicht passte, hier war uns das schmutzige Geld plötzlich zu etwas nütze. Wir liehen eine prächtige Sänfte, kauften berauschende Kleider. Tolitos lies sich nicht davon abbringen, auch ein Mädchen mitzubringen, welches er, weiß RAStullah woher, aufgegriffen hatte. Sie hatte jedoch gute Manieren und ein schönes Antlitz - wenn auch nicht vom gleichen stillen Zauber wie meine ferne, einsame Angebetete... So getarnt schafften wir den schwierigen Eintritt, an den wachsamen und durchtriebenen Augen der Phex-Geweihten vorbei, über einen der hohen Türme in die Himmelsstadt, die Quaria al Bala. Ja, die Quaira al Bala! Der legendere Garten der Wohlgeborenen und Reichen - jener Teil von Fasar, in dem die Mächtigen von Turm zu Turm nur über Brücken wandelnd einander besuchen konnten, ohne jemals einen Schritt mit der quirligen Menschenmenge auf dem Boden der Stadt zu teilen.
Einmal angekommen, und auch durch Trickserei und schieres Lügen (RAStullah vergebe mir) zum Ball eingelassen, verließ uns jedoch das Glück! Der Ball erstreckte sich über so viele Räume und es waren so viele Menschen zugegen, aber nirgends eine Spur von der gehörnten Jasmina! Und dann - dieser Teil ist in meiner Erinnerung sehr schwammig - mißlang mir noch ein helfender Zauber gar fürchterlich, den ich auf das Mädchen, Lyriella wirkte. Irgendetwas an jenem Ort brachte meine Konzentration völlig durcheinander, mit dem Ergebnis, dass das Kleid des armen Mädchens sich teilweise in widerlichen grünen Schleim verwandelte, und ihr daraufhin die Sinne schwanden. Sei es der mißglückte Zauber oder jener Odem dieses Ortes... noch heute fällt es mir schwer, mir jenem Zeitpunkt ins Gedächtnis zu rufen.
Wie dem auch sei, in großer Angst um sie erflehten wir Eingang in die von der Feier fernen Gemächer und Dienstbotengänge, um die Ärmste in einem ruhigen Zimmer sanft zu betten und zu untersuchen. Von da an jedoch wand sich jedoch unser Pech zum Guten, denn - RAStullah sei Dank - ihr fehlte nichts ernstes, und wir hatten plötzlich Zugang zu dem unbewachten Teil des Hauses, und konnten uns ungestört auf die Suche nach Jasmina begeben...
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